Klar, es ist kompliziert mit dem Ei und dem Huhn. Also was jetzt zuerst war. Trotzdem ist es einleuchtend, dass es mit der Hühnerschar nix wird, wenn man nur auf Eier oder nur auf Hühner setzt. Die Hähne lassen wir mal aus dem Spiel, sonst wird es zu vertrackt.
Ich hocke vor dem Farn und zermartere mir mein Hirn. Henne-und-Huhn-Farn ergibt für mich wenig Sinn. Henne-und-Hühnchen-Farn wäre okay. Oder Huhn-und-Ei-Farn. Oder meinetwegen Henne-und-Küken-Farn.
Unterwegs im neuseeländischen Wald
Der Henne-und-Huhn-Farn ist ein neuseeländisches Kuriosum. Ich entdecke ihn auf einer Miniwanderung am Ortsrand von Ohakune.
Das Städtchen liegt am Tongariro Nationalpark, in dem eine der spektakulärsten Tageswanderungen Neuseelands liegt, das Tongariro Alpine Crossing. An diesem Tag stehen aber weder Vulkankrater noch brausende Wasserfälle auf dem Programm, sondern nur der beschauliche Mangawhero Forest Walk.
Die Bäume hüllen sich dort in Mäntel aus Moos, meterhohe Baumfarne erinnern mit ihren Wedeln an Palmen. Auf totem Holz siedeln grauweiße Flechten. Dicht an dicht drängelt sich Grün an Grün auf dem schattigen Boden. Von den Hängen rinnt Wasser zum Mangawhero-Bachbett, das sich durch den Wald schneidet. Die Kronen kräftiger Bäume ragen so weit in die Luft, dass ich sie nicht mehr sehen kann.
Klone als Nachwuchs
Mittendrin nistet Asplenium bulbiferum im Unterholz und brütet Eier, nein Minifarne, aus. Die Pflanze lässt auf ihren Blättern winzige hellgrüne Klone von sich wachsen: Das sind die Küken. Die Klone fallen irgendwann auf die Erde und wachsen zu neuen Hennen heran.
Bevor ich vom Huhn-Ei-Hennen-Küken-Problem Kopfweh bekomme, schlendere ich weiter durch den Wald, über ein Brückchen, am Bach entlang. Es riecht es nach feuchter Erde.
Tödliche Nadeln
Der Spaziergang führt an mehreren botanischen Infotafeln vorbei. Zum Henne-und-Huhn-Farn gesellt sich eine weitere Pflanze, die meine Aufmerksamkeit auf sich zieht: ein todbringendes Gewächs namens Tree Nettle. Auf den Blättern sitzen weiße kurze Nadeln. Ihr Stiche können mehrere Tage wehtun, mehrere Stiche sind angeblich tödlich. Wanderer sollen für Tage die Orientierung verloren haben, nachdem sie der Tree Nettle zu nahe gekommen sind.
Ich bin mit dieser botanischen Beute mehr als zufrieden. Zwei verrückte Pflanzen in weniger als anderthalb Stunden Spaziergang! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich in Neuseeland auf Baumbart oder andere Ents treffe …
Tongariro: Mangawhero Forest Walk und Rimu Walk
Land: Neuseeland
Anreise: Beide Spaziergänge (beides Rundwege) liegen am Ortsrand von Ohakune. Vom Stadtzentrum aus lassen sie sich bequem zu Fuß erreichen. Nach Ohakune selbst kommt ihr beispielsweise mit dem Bus.
Gehzeit: rund eine Stunde und fünfzehn Minuten für beide Spaziergänge (14. November 2018), die zusammen rund vier Kilometer lang sind
Herausforderungen: Beide Wege sind gut ausgebaut und beschildert. Es gibt weder längere Anstiege noch schwierige Partien.
Höhepunkte: Baumfarne, Henne-und-Huhn-Farn, Tree Nettle, Moose, Flechten, neuseeländische Riesenbäume, Mangawhero-Bach
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