Niemand, wirklich niemand, hat den Türkisstaffelschwanz erwähnt. Dabei gibt es den nur in Australien. Alle haben immer nur von Kängurus oder Koalas geredet, aber keiner hat gesagt: Super, du wanderst in Westaustralien. Da gibt es diesen total abgefahrenen kleinen blauen Vogel, als hätte sich ein Spatz mit einem Schlumpf gepaart.
Das erste Mal sehe ich den Winzling in Swamp Oak, auf der Bibbulmun-Strecke von Dwellingup nach Collie. Ich bin auf dem Weg zum Wassertank an der Hütte, als das feenhafte Vögelchen vor mir herumhüpft.
In Walt Disneys Schneewittchen flattern kleine blaue Vögel durch den Zauberwald. Verglichen mit dem Splendid Fairy Wren, wie der Türkisstaffelschwanz auf Englisch heißt, sehen sie blass aus. Wie ein lebendiger Lapislazuli hüpft der kugelige Federball mit nach oben gerecktem Federschwanz nervös herum, um sich dann ins Gebüsch zu verziehen.
Der Türkisstaffelschwanz ist nicht das einzige unwahrscheinliche Tier, dem ich auf dem Bibbulmun begegne. In den Eukalyptuswäldern, auf den Granitfelsen, in den Sümpfen und auf den Stränden des Bibbulmun, dem Wanderweg zwischen Perth und Albany, kreucht, fliegt und krabbelt es. Dem Ameisenigel habe ich schon mit einem Blog gehuldigt. Westaustralien schickt noch mehr Viehzeug ins Rennen, damit das Wildlife-Gefühl der Wandertouristen nicht zu kurz kommt. Hier sind meine persönlichen Top fünf der coolsten Tiere auf dem Bibbulmun, die ich dort nicht erwartet habe. Der Ameisenigel und der Türkisstaffelschwanz laufen außer Konkurrenz.
Platz 5: Der Australian Magpie
Groß wie ein Rabe, schwarz-weiß gefiedert wie eine Elster zieht der Vogel vor uns eine Show ab. Er und sein Kumpel haben es auf unsere Erdnüsschen abgesehen, und während mein Freund und ich den Vogel am Boden beobachten, stößt von oben die Nummer zwei hinab und versucht, meinem Freund die Nusstüte zu entreißen.
Wir sehen oft Magpies auf dem Bibbulmun, vorzugsweise dort, wo Menschen leben. Er spaziert über Kuhweiden, Campingplätze und Parkanlagen. Dass der Vogel auch eine dunkle Seite hat, wissen wir erst, nachdem er es in die Nachrichten geschafft hat. Sein Gesang klingt friedlich, als hätte man einen Flötisten ausgesetzt, der versucht, mit seinen Melodien auf sich aufmerksam zu machen.
Der Magpie, auf Deutsch heißt er übrigens Flötenvogel, kann auch anders. In der Brutzeit stürzen sich einige Exemplare kampfbereit und hitchcockgleich auf Fußgänger und besonders gerne auf Radfahrer. Dann warnen die Nachrichtensprecher die Bevölkerung und Schilder werden aufgestellt. In einem Land, wo es nur so von Giftschlangen wimmelt, verbreitet ein Vogel Angst und Schrecken.
Platz 4: Der Banjo Frog
Noch ein akustisches Kuriosum: Wenn sich Magpie und Banjofrosch zusammentun, können sie eine Band gründen. Wir hören den kleinen Frosch in den Sümpfen am Bibbulmun nicht weit vom Strand entfernt. Sein Ruf klingt, als würde jemand die Seite eines Banjo zupfen. Natürlich könnten sich auch Hunderte von illegal eingewanderten Banjospielern im Busch verstecken. Aber das halte ich für unwahrscheinlich.
Platz 3: Das Honey Possum
Auf der Niedlichkeitsskala rangiert das Honey Possum ganz weit oben. Am vorletzten Tag auf dem Bibbulmun, kurz vor Albany, sehe ich das mausgroße Tier, wie es durch einen Banksiastrauch huscht. Es ernährt sich nur von Nektar und Pollen und ist damit keine Gefahr für Nüsschen, Nudeln oder Müsli.
Ein Video von National Geographic zeigt das Honey Possum in Aktion.
Platz 2: Der Bobtail Lizard
Zuerst halte ich ihn für eine Schlange, bis ich sehe: Das muss etwas anderes sein. Ich springe von der Bank in der Hütte auf, spurte hinter der etwa dreißig Zentimeter langen Echse her, mein Freund zückt das Handy. Das Tier ist nicht sehr schnell. Wir machen Fotos.
Ein paar Tage später liegt die Hütte Nullaki hinter uns und ich stolpere fast über ein weiteres Exemplar der Tannenzapfenechse. Wir halten es für tot. Ameisen krabbeln über seine Schuppen, bewegungslos liegt es da. Die Echse trägt ihren Spitznamen zurecht: Sleepy Lizard, schläfrige Eidechse.
Unserem Fotomodel an der Nullaki-Hütte wird es irgendwann zu blöd. Um ein gutes Foto zu machen, rücken wir ihm immer näher auf die Pelle. Die Echse reißt ihr Maul auf, faucht und zeigt uns ihre blaue Zunge. Mein Freund und ich ergreifen die Flucht. Der Bobtail Lizard ist zwar nicht giftig, aber von einem Vieh mit blauer Zunge will ich trotzdem nicht gebissen werden.
Platz 1: Der Motorbike Frog
Mein Freund und ich sitzen auf der Veranda eines Weinguts. Das Lake House liegt in der Nähe von Denmark, einer kleinen Stadt am Bibbulmun, wo wir drei Tage Pause machen. Wir sind mit Leihfahrrädern zum Lake House geradelt.
Während wir unseren Weißwein trinken, Käse, Frittata, Linsenbällchen und Antipasti genießen, höre ich etwas, das so ähnlich wie eine Motorsäge oder ein Rasenmäher klingt.
Das ist keine Motorsäge, sagt mein Freund und ist entzückt. Das ist der Motorradfrosch.
Ich lausche. Als ob weit entfernt ein Motorradfahrer in den nächsten Gang schaltet. Diesem Geräusch verdankt der Motorradfrosch Platz eins.
Und dann gibt es auf dem Bibbulmun noch schwarze Schwäne, Pelikane, Wale und Kakadus. Ameisen, Raupen, Heuschrecken und Käfer. Und natürlich Kängurus. Und Emus. Und Delphine. Und Tigerottern. Und Spinnen. Und Kühe. Und Tausendfüßler. Und Riesenameisen. Und Termiten. Und …
Ich hoffe darauf, dass ihr nach eurem Abenteuer einen schönen Vortrag mit vielen Bildern über diese tolle Reise macht, Die gescheichten sind super schön! Weiter gute Reise und passt gut auf euch auf.
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Sollte es einen Vortrag geben, sage ich dir bescheid 🙂
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